Rückblick nach vorne
Im Vergleich zu den „Unterhaltungskonzernen“ der Bundesliga ist unser FC als mitgliedergeführter Verein der sechstgrößte Fußball-Club der Welt. Durch und neben unserer Leidenschaft zudem eine unermesslich wertvolle Marke.
In einer idealen Welt kommen aufgrund der Wertschätzung für unsere Unabhängigkeit viele Mitglieder an einem Kölner Ort zusammen und teilen Ihre Freude und Begeisterung für den 1. Fußball-Club Köln.
Vorab gut informiert und in Folge eines fairen Austauschs miteinander, wird gemeinsam über die großen Weichenstellungen und Geschicke unseres Vereins diskutiert und entschieden.
Bereits vor den Wahlen 2019 wurde zwischen Vorstand und engagierten Mitgliedern ein Programm für die Neuaufstellung unseres FC gemeinsam besprochen und für sehr gut befunden. Die rasche Umsetzung von Versatzstücken des seit Juni auch weiterhin nirgendwo einsehbaren „7-Jahres-Matchplans“, wurde bereits vor zwei Jahren versprochen. Ebenso sollte mit UND unter uns Mitgliedern die Rolle unseres Vereins im Wettbewerb der Fußballindustrie, genauso wie die Stadionfrage, besprochen werden.
Der Vorstand hat vor zwei Jahren sehr viel mehr, als das wenige Erreichte versprochen.
Es gibt auch kein „Gemeinsam gewinnen alle“, wenn es kein Gemeinsam gibt.
Rückblick – oder das Verwechseln von Ursache und Wirkung
Die geringe Wertschätzung für ein aufrichtiges Gemeinsam drückt sich in zu vielen aktuellen Beispielen aus:
- Es gab über die letzten Jahre – ganz losgelöst von Corona – nur ein Minimum an Dialogformaten für die Mitgliederschaft.
- Satzungsänderungsentwürfe wurden nach 1 ½ Jahren Entwicklungsarbeit hinter verschlossenen Türen nur wenige Minuten in einem Frage-/Antwortspiel besprochen.
- Die Einladung zur Mitgliederversammlung erfolgt relativ geräuschlos auf S. 81 des Geißbockechos.
- Die Vorstellung der Mitgliederratskandidat:innen – dem wichtigsten Kontrollorgan unseres Vereins – folgt auf FC-Stiftung und Tischtennis und in Form wenig gehaltvoller Informationen ab S. 83 bzw. hinter „verschlossenen Türen“ im exklusiven Mitgliederbereich der Homepage.
- Im unmittelbaren Vorfeld der Versammlung erreicht die Mitglieder über offizielle Newsletterkanäle, neben der formalen Einladung und Kandidateninfo, nur eine (1) weitere Nachricht. Und dies als Mischung zwischen Teilnahmeaufruf und Erinnerung an geltende Pandemie-Bestimmungen.
- Die insgesamt 14 Anträge auf Satzungsänderung wurden in 10 verschiedenen Formaten präsentiert. Dies ist weder einheitlich noch einfach verständlich für ein einfaches FC-Mitglied, welches sich aus verschiedensten Gründen vielleicht eben nicht so intensiv mit vereinspolitischen Themen auseinandersetzen mag oder kann, wie dies in unserer Mitgliederinitiative der Fall ist. Wir betrachten unsere Antragstellung von 2017 als ein Beispiel, das „Vorher/Nachher“ samt einer Erklärung bei zukünftigen Änderungsanträgen etwas verständlicher zu gestalten.
Im Verlauf der Versammlung war kein einziger der nicht-vorstandseitigen Änderungsanträge lesbar oder leicht verständlich graphisch aufbereitet. - Weitere Satzungsänderungsanträge wurden durch die Versammlungsleitung weder vorgelesen noch erläutert. Das ein Teil der Antragsteller nicht anwesend war, ist ein trauriger und nur schwer zu akzeptierender Umstand, der z.B. in einer zukünftigen Satzungsdiskussion bedacht werden sollte. Die betreffenden Antragsteller handelten gegenüber ihrem? Verein und der gesamten Mitgliederschaft respektlos (in einem Fall vermochten gar sechs (6 !) Antragsteller nicht, ihren Antrag persönlich vorzustellen).
Dies entbindet die Versammlungsleitung aber nicht von der Aufgabe und Verantwortung, die Versammlung bestmöglich zu leiten und alle anwesenden Mitglieder über den zur Wahl stehenden Antrag kurz und knapp zu informieren. - Im Gegensatz zur Aussage des Vorstands: Die Technik hat NICHT funktioniert und es lief eben nicht alles einwandfrei. Der Versammlungsleitung wurden bei mindestens zwei Wahlvorgängen diverse Wahlgeräteausfälle und Fehlfunktionen gemeldet.
- Bzgl. der Satzungsänderungsanträge / Anlagen 13 und 14 wurde durch den Vorstand angeregt, diese von der Tagesordnung zu nehmen. Vermeintlich wenig erfolgsversprechenden Änderungsanträge nicht einmal vorzustellen, zu diskutieren und über diese nicht abzustimmen, war populistisch und ist undemokratisch.
Wenn man der Mitgliederschaft über Monate keinerlei Forum einräumt, gemeinschaftlich und ergebnisoffen über potenzielle Satzungsänderungen zu sprechen, dann müssen es Verein und insbesondere Vorstand „aushalten“, solche Diskussionen im Rahmen der Mitgliederversammlung zu führen. Der gewählte Weg war zweifelsfrei juristisch nicht angreifbar, aber das Bild eines in jeder Hinsicht anständigen und fairen Fußball-Clubs vermittelt dieses Gebaren nicht.
Wir wünschen uns Respekt vor allen Mitgliedern, welche zum Gelingen des höchsten Organs unseres Vereins aufrichtig beitragen und dazu gehörte jeder Antragsteller, der den Anstand und Mumm hatte, seinen Antrag der Mitgliederschaft persönlich vorzustellen. - Einem von lediglich drei erfolgreichen Anträgen wird im Verlauf und im Nachgang zur Mitgliederversammlung nicht eine einzige Silbe gewidmet. Unglaublich, aber wahr: Das Wahlergebnis samt Konsequenz und Inhalt zum 15. Antrag, welcher mit knapp 85% der Stimmen eine deutliche Mehrheit fand, ist auf der Homepage und der gesamten Clubkommunikation non-existent. Bis dato wird der Mitgliederwille zur unmissverständlichen Positionierung des 1. FC Köln zur Fußball-WM 2022 in Katar totgeschwiegen.
- Die Mitgliederversammlung hat nicht den Zweck einer kurzweiligen Unterhaltungsveranstaltung zu erfüllen, doch müssen auch hier die Fragen gestellt werden: Geht das nicht besser?! und:
Was für ein Verein wollen wir sein und welchen Anspruch an den Umgang miteinander hat unser Verein, egal ob Vorstand, Mitglied oder Kurve?!
Es gibt auch kein „Gemeinsam gewinnen alle“, wenn es kein Zuhören gibt.
So kann kein Bewusstsein für den gemeinschaftlichen Wert unseres Vereins entstehen.
Es fällt vor diesen Hintergründen schwer, das Bedauern der Clubführung über eine vermeintlich geringe Teilnehmer:innenzahl ernst zu nehmen. Nahezu allen anderen (Vermarktungs-) Themen werden im Verein eine höhere Priorität und weitaus größere Plattformen geboten als dem höchsten Organ unseres Vereins bzw. den Stimmen der Mitgliederschaft in unserem Verein.
In einem Verein, in dem der Vorstand wiederholt damit „wirbt“, dass Demokratie oder die inhaltliche Auseinandersetzung mit Satzungsthemen „anstrengend“, „mühsam“ oder „dröge“ sei, darf man sich nicht wundern, wenn solche Aussagen irgendwann „fruchten“ und sich auch in vergleichsweise geringen Beteiligungen widerspiegeln.
Wir sind der festen Überzeugung, dass das Gegenteil der Fall ist.
Die letzten Jahre samt inhaltlicher und sachlicher Auseinandersetzung mit vereinspolitischen Themen zeigen: Unsere Vereinsdemokratie ist nicht nur spannend, sondern hebt uns ganz entschieden von den Mitbewerbern in der Fußballindustrie ab. Es geht beim FC u.a. um Fragen der Mitbestimmung und Mitgliederbeteiligung, und eben nicht nur um Rendite und Kennzahlen pro Konsument:in.
Unser Anspruch ist ein anderer.
Es wird Zeit, endlich aufrichtig zu besprechen, wer und was wir für ein Verein und Fußball-Club sein wollen. In unserem Verein verdienen vielerlei Themen eine transparente und ehrlich gemeinte Auseinandersetzung mit und zwischen den Mitgliedern.
„… gemeinschaftlich Lösungen für die elementaren Herausforderungen unseres Vereins rund um Stadion, Satzung und Wettbewerb in der Fußballindustrie … finden.“
Die Umsetzung dieser vor den Vorstandswahlen getätigten Zusage, ist nun unser Wunsch an den Mitgliederrat, der jenen Vorstand kontrolliert, welcher seit zwei Jahren u.a. dieses Versprechen unerfüllt ließ.
Wahlergebnisse
Es ist großartig, dass der Mitgliederrat erstmalig mit 15 Mitgliedervertreter:innen besetzt ist. So wirkt der Mitgliederrat nicht nur komplett, sondern auch sehr vielfältig kompetent für die Zukunft aufgestellt.
Selbst eine Vielzahl der unterlegenen Kandidaten überzeugte die Mehrheit der Mitgliederversammlung und konnte dennoch nicht in den Mitgliederrat einziehen.
Wir möchten daher jedem einzelnen Mitglied des neuen Mitgliederrates und ausdrücklich auch jedem nicht gewählten Kandidaten gratulieren und für das Einstehen für unseren Verein danken!
Alle Mitgliedervertreter:innen des neu gewählten Gremiums beteiligten sich im Vorfeld der Wahlen an unserer Kandidat:innenumfrage. So besteht Gewissheit, dass unsere Mitgliedervertretung für folgende Positionen eintritt:
- Einbindung der Mitglieder bei der Entwicklung einer Vereins-Vision und Club-Strategie.
- Stärkung der Mitgliederrechte und -vertretung.
- Eindeutige Kommunikations- und Entscheidungswege in die DFL, vertreten oder bestimmt durch unseren Verein.
- Etablierung eines Dialogs und Austauschs innerhalb der Mitgliederschaft und zwischen den Mitgliedern und Gremien.
- Einsetzung eines „Satzungsforums“ o.ä. zur Diskussion von Satzungsänderungsideen und -erfordernissen.
Die Zusammenfassung der Umfrage- und Wahlergebnisse, bezogen auf den Mitgliederrat:
Neben der Mitgliederratswahl standen 14 Satzungsänderungsanträge auf der Tagesordnung.
Vier Jahre nach unserer Antragsstellung 2017 stimmte eine überwältigende Mehrheit von 92 % dafür, dass Anteile an unserem 1. FC Köln nur mit der Zustimmung von uns Mitgliedern verkauft werden dürften.
Die Mitglieder entscheiden für oder gegen einen Verkauf unseres 1. FC Köln.
Ein weiterer Antrag von Vorstand und Mitgliederrat zielte vergeblich u.a. auf die Gleichstellung von Beirat und Mitgliederrat im Gemeinsamen Ausschuss ab – dies hätte in unseren Augen die demokratischen Strukturen unseres Vereins eher geschwächt, anstatt diese zu stärken.
Wir freuen uns daher sehr, dass die Mitglieder zu diesem genauso wie zu allen anderen Anträgen die gleiche Position einnahmen, wie unsere Mitgliederinitiative.
Blick nach vorne
Unser Verein ist wohl der schwersten Krise seit seiner Gründung ausgesetzt.
Nicht nur vor diesem Hintergrund wünschen wir dem Mitgliederrat in seinem Wirken und Tun alles Gute und viel Erfolg!
Wir freuen uns zudem auf vielfältige Dialogformate rund um Strategie, Stadion und mehr bzw. die Möglichkeit zur Mitwirkung an einem Satzungsforum o.ä. So können Satzungsfragen endlich gemeinschaftlich, transparent und ergebnisoffen zwischen und mit den Mitgliedern diskutiert werden.
Auch nach der Wahl wird sich 100% FC weiterhin im Sinne eines offenen, erfolgreichen und zukunftsorientierten FC engagieren.